"Das Forum hat das Quartier zum Leuchten gebracht"
Die Sache hat inzwischen Tradition: Eberhard Schwarz erntet im Bezirksbeirat Mitte nach seinem Bericht über die Arbeit des Forum Hospitalviertel regelmäßig Lob und Anerkennung über alle Parteigrenzen hinweg. Auch in diesem Jahr löste der Jahresbericht begeisterte Reaktionen aus. So fühlte sich etwa Heinrich Huth (SPD/Vorstand des Vereins Leonhardvorstadt) mit dem Wirken und dem Ergebnis der Forum-Arbeit „metaphysisch verbunden“. „Hier geht es um die Arbeit, Menschen zu gewinnen, damit sie sich mit ihrem Viertel identifizieren“. Dieses Wirken sei so wertvoll, meinte Huth weiter, dass die Förderung des Forum Hospitalviertel eigentlich automatisch geschehen sollte und nicht alle zwei Jahre beantragt werden müsse. „Denn das Forum nimmt der Stadt viel Arbeit ab“, sagte Huth weiter.
Damit meinte er auch die Arbeit der Polizei. Die stellt in der jüngsten Kriminalstatistik für Mitte manchen Plätzen oder Straßen ein extrem schlechtes Zeugnis aus. Ganz anders sei die Situation laut Innenstadt-Revierleiter Jens Rügner im Hospitalviertel. Hier ist die Sicherheit der Bürger und Gewerbetreibenden im Vergleich zu anderen Quartieren extrem hoch, wie die Straftatenentwicklung zeigt: Zählte die Polizei im Jahr 2018 noch 184 Straftaten, so waren es im vergangenen Jahr nur 96. Von so einer Entwicklung können andere Viertel nur träumen. Für Heinrich Huth sei dieser positive Trend bei der Kriminalstatistik auch der formidablen Arbeit des Forum Hospitalviertel zuzuschreiben: „Durch Sie ist man achtsam und aufmerksam im Quartier, man identifiziert sich.“
„Eine funktionierende Stadt, in der Menschen gut zusammenleben.“
Dem großen Lob schlossen sich alle an. Cornelius Hummel (FDP) meinte, das „Forum hat das Quartier zum Leuchten gebracht“. Christa Bauer (Grüne) ergänzte: „Was Sie da gezaubert haben – unglaublich.“ Und Klaus Wenk (CDU) fand es gar „betrüblich und schade“, dass es das Forum noch nicht zu einer institutionellen Förderung gebracht habe. Daher wolle er sich nun in seiner Gemeinderatsfraktion persönlich dafür stark machen. Die Argumente aller Bezirksbeiräte samt der Meinung von Klaus Wenk dürften dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Alexander Kotz einleuchten: „Es ist immer wieder schön, mit welchem Engagement, Sie diesem Viertel Leben einhauchen.“ Noch schöner sei, dass die Früchte dieser Arbeit weit über das Hospitalviertel hinausstrahlen.
Zuletzt ließ es sich auch Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle nicht nehmen, Eberhard Schwarz und seinem anwesenden Vorstand den Ritterschlag zu verleihen: „Die Arbeit bei der Quartiersarbeit hört, wie bei der Integration nie auf. Dazu braucht es Teilhabe und Teilgabe. Hier ist etwas entstanden, was in der Stadt am besten funktioniert.“ Denn genau das wolle schließlich jeder, so Kienzle mit Verweis auf Brennpunktviertel in Stuttgart: „Eine funktionierende Stadt, in der Menschen gut zusammenleben.“
Die Basis dafür ist laut Eberhard Schwarz „Vertrauen“ aufzubauen: „Zusammenhalt muss gemacht werden. Er kommt nicht von selbst. Gerade in einer Stadtgesellschaft, die in einem wahnsinnigen Umbruch steckt.“ Weiter sagte der Pfarrer der Hospital- und Leonhardskirche: „Wir versuchen daher an derselben Baustelle zu arbeiten wie der Bezirksbeirat Mitte.“ Im Rückblick auf die 20-jährige Vereinsgeschichte und den aktuellen Entwicklungen in der Stadt stellte Schwarz zudem fest: „Jedes Quartier braucht eigene Antworten.“ Auch wenn das Viertel derzeit eine Blüte erlebe und wohl das sicherste in der Stadt sei, so befinde man sich nicht auf der Insel der Glückseligen. Durch die Angebote der Evangelischen Gesellschaft (eva) sei man beispielsweise auch mit viel Armut konfrontiert. „Aber irgendwie gelingt es uns immer, mit vielen Augen draufzuschauen, uns nachbarschaftlich zu verbinden und mit allen im Quartier im Gespräch zu bleiben.“
Kritik an Stuttgarter Zeitungen
Es war das Stichwort: Im Gespräch bleiben, an Gesprächen teilnehmen. Genau das sei in der Stadt vielen Menschen nicht mehr möglich. Als einen Grund für die gestörte Sender-Empfänger-Situation identifizierte Schwarz die Stuttgarter Tageszeitungen und deren Rückzug aus der politisch-kulturellen Berichterstattung: „Was hat das für Konsequenzen für die Stadt und ihre Menschen, wenn uns die Presse nicht mehr wahrnimmt?“ Mit „uns“ meinte er freilich auch all die Engagierten in den Bezirksbeiräten, der Vereine und Initiativen. Für alle sei es von großer Bedeutung, die jeweilige Arbeit sichtbar zu machen, im Gespräch zu bleiben und dadurch zu weiteren Dialogen anzuregen. Schwarz kündigte an, bei diesem Thema nicht locker zu lassen. Denn dies sei ein wichtiges Demokratiethema. Und damit hat er elegant den Bogen zurück ins Quartier geschlagen: „Für das Miteinander im Quartier brauchen wir Foren, wo die Leute ihre Meinung sagen können, nachdenken können und ihrer Wut freien Lauf lassen können.“ Solche Räume finde man bei Forum-Projekten, wie etwa das Ethik-Café, die Nachbarschaftsgespräche oder die Stadtteilführungen.
In der Zukunft wolle der Verein zudem das Thema soziale Quartiersentwicklung in den Fokus nehmen. „Dazu braucht es ein Gesamtkonzept, das im Nahraum nachhaltig wirkt“, sagte Schwarz und stellte den Räten die Frage: „Was ist der Kitt der Stadtgesellschaft?“ Die Antwort lieferte er freilich prompt hinterher: „Wir sind es! Menschen, die Verantwortung übernehmen. Bezirksbeiräte oder Mitglieder im Forum Hospitalviertel.“ Allerdings, so endete Schwarz nicht ohne Pathos: „Ohne die kommunale Förderung wären wir schon lange nicht mehr da.“
Diese Vorlage nahm Veronika Kienzle dankbar auf und gab den Ball an die Bürgermeister der Stadt weiter: „Wir haben weder unter Baubürgermeister Hahn noch unter seinem Nachfolger Pätzold eine dauerhafte Förderung hinbekommen, vielleicht klappt es nun mit dem Finanz- oder Sozialbürgermeister.“ Veronika Kienzle plädiert sogar dafür, die Fördersumme auf bis zu 30 000 Euro pro Jahr anzuheben: „Das wäre nicht zu viel und vollkommen angemessen.“