Quartiersentwicklung

Quartiersentwicklung im Hospitalviertel

Identität schaffen, inklusives Denken und Handeln, Gemeinschaft erlebbar machen, politische Prozesse mitzugestalten, die Quartierskultur zu fördern gehören zu unseren Kernaufgaben. Für das Hospitalviertel spielen dabei die besonderen Gegebenheiten des Quartiers die zentrale Rolle: die Lage im Zentrum der Landeshauptstadt, eine hohe Dichte von religiösen, Bildungs- und Kultureinrichtungen, die historische Verankerung von sozialen Dienstleistungs- und Beratungseinrichtungen für Menschen in Not und im Prekariat, die vielen Nutzerinnen und Nutzer, die nicht im Quartier leben oder wohnen, Sicherheitsfragen, interkulturelle Herausforderungen und vieles mehr.
Quartiersarbeit im Hospitalviertel heißt Vernetzung und Nachbarschaftlichkeit auf eine andere Art zu denken und zu praktizieren als in traditionellen städtischen oder dörflichen Wohnquartieren. Darin besteht eine besondere Herausforderung der Quartiersarbeit. Die vergangenen Jahre zeigen: diese Arbeit kann gelingen. Sie braucht neben einer guten Mischung von Professionalität und Ehrenamt in jedem Fall auch die öffentliche Wahrnehmung, Wertschätzung und materielle Förderung.
 
Quartiersentwicklung im Hospitalviertel – wie alles begann 
 
Es ist zwei Jahrzehnte her, dass mit dem bundesweiten Projekt Soziale Stadt Quartiere als soziale Einheiten und Räume der Entwicklung und der Integration (wieder-) entdeckt wurden. Nach den Reißbrett-Planungen der vorangehenden Jahrzehnte, die ihre Ursachen auch in den Nachwirkungen der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs haben, rückte die Entwicklung von Stadt aus den lokalen Gegebenheiten, aus den Quartieren heraus wieder in den Blick. Stadt ist ein lebendiger Organismus besonders in den kleinen, überschaubaren Einheiten, der seine eigene Dynamik, seine eigenen Perspektiven, seine eigenen Bedürfnisse in sich trägt und fruchtbar machen kann. Sie wahrzunehmen, sie partizipativ in die Zukunft zu tragen und so Stadt als einen sozial kompetenten und menschenfreundlichen Raum des Lebens und des Miteinanders zu gestalten, das war und bleibt eine Herausforderung von Quartiersentwicklung.
Was zunächst in städtischen Problemvierteln begann und gefördert wurde, erwies sich bald als ein Entwicklungsmodell in anderen, weniger problematischen Stadtquartieren. Etwa zeitgleich mit den Projekten der Sozialen Stadt haben wir im Hospitalviertel mit unserer Quartiersinitiative begonnen. Das Hospitalviertel
war kein sozialer Brennpunkt: das Hospitalviertel war ganz einfach ein vergessener Stadtabschnitt zwischen Bosch Areal/Liederhalle und der Kronprinzen- und Königstraße und im öffentlichen Raum ein großer und beliebter Parkplatz in der City. Der Wunsch und die Initiative einer städtebaulichen Aufwertung, einer Wiederentdeckung dieses bedeutenden historischen Renaissance-Quartiers, an das im Wesentlichen nur noch der Straßengrundriss erinnerte, kam aus
dem Kreis der Institutionen und Bewohner_innen des Viertels selbst. In den folgenden Jahren entwickelte sich eine rührige Vereinsarbeit, die mit der städtebaulichen und sozialen Aufwertung des Quartiers einherging. Die Hineinnahme des Hospitalviertels in das Landessanierungsprogramm und die damit
verbundene öffentliche Förderung durch personelle, planerische und auch wirtschaftliche Mittel war ein erster großer politischer Erfolg unserer Quartiersinitiative. In dieser Zeit waren wir als anderer Beauftragter offizieller städtischer Kooperationspartner in der Sanierung. Es war eine auch aus städtischer Sicht ungewöhnliche Entscheidung, mit einer zivilgesellschaftlichen Initiative so zusammenzuarbeiten. Das soziale Networking, die partizipative Gestaltung des Areals rund um den neu entstehenden Hospitalhof und die Fertigstellung des Hospitalplatzes als neue Quartiersmitte waren sichtbare Erfolge unserer Quartiersarbeit.
Inzwischen hat sich das Forum Hospitalviertel etabliert als eine erfahrene, kompetente, zivilgesellschaftliche Initiative, die in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Stuttgart, ihren Ämtern und vielen anderen, freien Initiativen Quartiersarbeit im Nahbereich als Gemeinwesenarbeit leistet.
 
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