Forum-Vorstand bittet OB Frank Nopper um Hilfe
Im Immobilienbrief von Frank Peter Unterreiner ist es nur eine kleine Notiz unter der Überschrift „Stadtreparatur in der Hospitalstraße“. Ein Euphemismus. Denn von Stadtreparatur kann in diesem Zusammenhang keine Rede sein. Im Hospitalviertel hat tatsächlich Reparatur im Sinne einer echten Quartiersentwicklung stattgefunden. Zuletzt hat das Forum Hospitalviertel zusammen mit dem Stadtplanungsamt und vielen Gästen die Fertigstellung eines weiteren Meilensteins der Sanierungsmaßnahmen gefeiert. Das Setzen des Schlusssteins am Synagogenvorplatz soll Mitte 2025 gesetzt werden.
Nun haben sich die Vorzeichen aber verändert. Die Stadtverwaltung plant nun nicht mehr mit der VHS samt Veranstaltungsräumen an diesem Platz. Stattdessen soll ein sechsstöckiges Hauptgebäude, wo einst die GWG-Gruppe ihren Sitz in der Hospitalstraße 33 hatte, als ein schnödes Bürogebäude genutzt werden. Im Erdgeschoss sollen statt der VHS nun „auf 600 Quadratmeter Laden- oder Dienstleistungsflächen entstehen, darüber Büros und Praxen, zusammen etwa 4350 Quadratmeter Mietfläche“, wie der „Immobilienbrief“ berichtet.
Aus Sicht des Forum Hospitalviertel wäre diese Form der Nutzung ein Fehler. Aus diesem Grund hat sich der Vorstand in einem Brief direkt an Oberbürgermeister Frank Nopper und den zuständigen Fachbürgermeister Fuhrmann gewandt. Zudem hat Vorstandsmitglied Eberhard Schwarz auch an die Fraktionen des Gemeinderats Stuttgart geschrieben. Der Brief, der auch an die Stuttgarter Presse ging, hat folgenden Wortlaut und drückt die Sorge des Forum Hospitalviertel aus:
Betreff: Ansiedlung der Volkshochschule Stuttgart im Gebäude Hospitalstraße 33
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Nopper, sehr geehrter Herr Bürgermeister Fuhrmann,
sehr geehrte Damen und Herren in den Gemeinderatsfraktionen,
das Forum Hospitalviertel e.V. setzt sich seit über 20 Jahren als Anwalt der Bürgerschaft für die Belange im Quartier ein. Fast ebenso lange sind wir Partner der Landeshauptstadt bei der Sanierung des Viertels, zuletzt bei der Umgestaltung der Hospitalstraße und des Platzes vor der Synagoge.
Zu den wichtigen städtebaulichen Maßnahmen gehören auch Umbau und Neuausrichtung des Gebäudes Hospitalstraße 33. Seit Monaten laufen Bemühungen, dort die Volkshochschule anzusiedeln – eine einzigartige Maßnahme, die nicht nur das jüdische Leben, sondern auch im Bildungskontext des Quartiers neu positioniert. Denn nach den ursprünglichen Planungen wäre so eine wichtige Bildungsachse vom Treffpunkt Rotebühlplatz ausgehend über den neuen VHS-Sitz bis hin zum Hospitalhof entstanden. Auch für die VHS selbst ist Verortung nahe des Treffpunkt Rotebühlplatz von großer Bedeutung. Man könnte beinahe sagen, es handle sich um eine Schicksalsfrage. Ganz sicher aber ist: Es ist eine Zukunftsfrage der VHS als wichtige Bildungseinrichtung der Stadt im Herzen von Stuttgart.
Jetzt haben wir erfahren, dass dies von der Stadtverwaltung – Federführung Referat WFW – nicht weiterverfolgt werden soll. Wir würden gerne erfahren, welche Gründe für diese Position stehen. Wir haben uns damit an das Referat WFB gewandt.
Das Forum Hospitalviertel würde es sehr begrüßen, wenn die Stadt ihre Position überdenken und doch noch eine Entscheidung für die Volkshochschule an diesem Standort treffen würde. Eine Entscheidung für die Volkshochschule würde die große Chance bieten, mit einer öffentlichen Nutzung am Platz vor der Synagoge zur Lebendigkeit des Standorts und des gesamten Viertels beizutragen. Damit wäre auch ein wesentliches Ziel der Sanierung erreicht. Mit dem Standort direkt gegenüber der Synagoge könnte das jüdische Leben im Viertel und in der gesamten Stadt gestärkt werden. Nach unserer Meinung handelt es sich nicht nur um finanzielle, sondern wesentlich auch um gesamtstädtische Erwägungen.
Wir bitten, dass Sie sich auf politischer Ebene für unser Anliegen einsetzen und darauf hinwirken, dass die Verwaltung die jetzige Entscheidung gegen die Volkshochschule überdenk und sie in dem von uns genannten Sinne weiterführt.