Die Stadtteilvernetzer und das Forum Hospitalviertel haben einen gemeinsamen Forderungskatalog an die Stuttgarter Stadtverwaltung und den Stuttgarter Gemeinderat entworfen. Man ist ist sich einig, dass engagierte Menschen angemessene Bedingungen bei ihrer Arbeit in den Quartieren bei Nachbarschafts-/Stadtteilinitiativen brauchen. „Dazu brauchen wir eine Rahmenkonzeption und Fördergrundsätze, die Stadtteilinitiativen stärken und eine sichere Arbeitsgrundlage bieten“, sagen die Vorstände beider Vereine.
Die Stadt Stuttgart arbeitet derzeit an einer Rahmenkonzeption und an Fördergrundsätzen zur Sozialen Quartiersentwicklung in den Stuttgarter Bezirken und Stadtteilen. Seit zehn Jahren profilieren sich bei diesen Themen die Stadtteilvernetzer Stuttgart, ein Forum für Nachbarschafts-, Stadtteilinitiativen und die soziale Entwicklung. Sie bringen, wie der Name sagt, engagierte Menschen bezirks-, fach- und sektorenübergreifend in den Austausch, um Wissen zu teilen und gute Projekte bekannter zu machen.
Doppelt so lange kümmert sich bereits das Forum Hospitalviertel e. V. um das Zusammenleben und die Entwicklung im Quartier. Das Forum Hospitalviertel bündelt und vertritt die Interessen von Anwohnern, Gewerbetreibenden, Bildungs-, Kultur- und sozialen Einrichtungen im Hospitalviertel – und ist durch seine Arbeit für viele so etwas wie der soziale Kitt im Viertel.
Sowohl die Statdteilvernetzer als auch das Forum Hospitalviertel sind der Ansicht, dass sich auch in Zukunft engagierte Menschen aus den Quartieren bei Nachbarschafts-/Stadtteilinitiativen einbringen müssen. Allerdings müssten die Bedingungen für diese Arbeit passen. „Dazu brauchen wir eine Rahmenkonzeption und Fördergrundsätze, die Stadtteilinitiativen stärken und eine sichere Arbeitsgrundlage bieten“, sagen die Vorstände beider Vereine.
In guter Tradition der bürgerschaftlichen und partizipatorischen wollen beide Vereine, dass an diesen Prozessen möglichst viele Stuttgarter mitmachen. Einen ersten Aufschlag gab es dazu am vergangenen Dienstag. Beide Vereine hatten zu einem Online-Treffen geladen, um einerseits über Stand der Rahmenkonzeption sowie die weitere Planung zu informieren. Denn der Gemeinderat hat die Verwaltung vor zwei Jahren beauftragt, Qualitätsstandards und Förderstandards für gesellschaftliches Engagement festzustellen.
Forderungen an die Stadt
Unabhängig davon formulierten die Stadtteilvernetzer und das Forum Hospitalviertel einen gemeinsamen Forderungskatalog an die Stuttgarter Stadtverwaltung und den Stuttgarter Gemeinderat. Zusammengefasst lauten die wichtigsten Forderungen, die Brigitte Reiser von den Stadtteilvernetzern vorstellte:
· Jeder Bezirk/jeder Stadtteil braucht unterschiedliche Orte für Begegnung, um die Gemeinschaftsbildung zu fördern.
· Diese Begegnungsorte sollten möglichst im Nahraum liegen.
· Die Bürgerhäuser sollten nach dem Vorbild des Generationenhaus Heslach ausgestattet sein
· Zivilgesellschaftliche Gruppen müssen mit ihrer Expertise in ihrem Bereich ernst genommen werden
· Die Teilhabe und Inklusion aller sollte gefördert werden
· Die Förderung der sozialen Quartiersentwicklung muss durch Gendermainstreaming die besonders Bedarfe von Frauen berücksichtigen
· Bezirksbeiräte brauchen für die Quartiersarbeit ein eigenes Budget
· Förderanträge und Hilfestellungen aus der Verwaltung für das Ehrenamt sollten möglichst einfach und verständlich sein
· Ehrenamt und Hauptamt soll auf Augenhöhe zusammenarbeiten
· Durch die Stuttgarter Medienkrise brauchen (vor allem ältere) Menschen andere Zugangsformen zu Informationen. Daher sollte in den Stadtteilen aller Bezirke jeweils ein Monitor im Fenster einer zentralen Einrichtung stehen
Vereine brauchen Sicherheit
Noch tiefer in die Diskussion stiegen die beiden Forum-Vorstandsmitglieder Achim Weiler und Eberhard Schwarz ein. Denn aus Sicht der beiden ist Quartiersarbeit immer mehr als nur eine projektbezogene Arbeit sein. „So ein Quartier ist immer mehr als die Summe ihrer Teile“, meinte Schwarz, in einem Quartier könne immer auch ein Potenzial stecken, das über sich hinausweist. Insofern springe die städtische Impulsförderung manchmal zu kurz. In diesem Sinne fordert Schwarz eine Verstetigung von Förderungen.
Achim Weiler nahm diese Forderung bereits in seinem Statement, in dem er ausführlich die wertvolle Arbeit des Forums in den vergangenen 20 Jahren skizziert, auf. Alleine die Zeit zeige, dass der Verein Forum Hospitalviertel bei Themen der Identität, und der Vernetzung im Quartier „einen langen Atem und Haltung gezeigt hat“ – auch gegenüber der Verwaltung und der Politik. „In dieser Zeit haben wir unsere Moderations- und Beratungskompetenz bewiesen“, sagte Achim Weiler und erlaubte sich eine Notiz an die Adresse des Gemeinderats zu senden: „Zuletzt kämpften wir uns von Doppelhaushalt zu Doppelhaushalt. Daher wäre eine dauerhafte Förderung sehr wichtig.“ In diese Richtung argumentiert auch Eberhard Schwarz, dem es keineswegs um die Bewahrung von „Erbhöfen“ geht: „Es lähmt uns einfach, dass wir fast ein dreiviertel Jahr damit verbringen, die Argumente für eine weitere Förderung zu erarbeiten.“
Da kein Vertreter aus der Kommunalpolitik bei dieser Diskussion vertreten war, sprang Sabrina Pott von der städtischen Sozialplanung in die Bresche: „Die große Bedeutung der Quartiersarbeit wird von der Verwaltung gesehen. Man weiß, dass es eine nachhaltige Förderung braucht, auch wenn ein Sanierungsgebiet abgeschlossen ist. Und der Stadt ist auch klar, dass das Geld kostet.“