Vereinsarbeit ohne städtischen Zuschuss auf der Kippe

Im Bezirksbeirat Mitte im Stuttgarter Rathaus stellte das Forum Hospitalviertel e.V. seinen aktuellen Jahresbericht vor und informierte über geplante Projekte im kommenden Jahr. Doch neben positiven Rückblicken und Zukunftsplänen stand vor allem eine zentrale Sorge im Raum: die Sicherung des jährlichen städtischen Zuschusses in Höhe von 25 000 Euro, über den derzeit im Rahmen der Haushaltsberatungen zum Doppelhaushalt der Stadt Stuttgart entschieden wird.
Ohne diese Förderung, so machte der Verein deutlich, ist die Arbeit des Forums in der jetzigen Form nicht fortzuführen. Der Zuschuss bildet die finanzielle Grundlage für die vielfältigen Aktivitäten im Quartier – von Nachbarschaftsprojekten über kulturelle Veranstaltungen bis hin zu sozialen Initiativen.
Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle machte in der Sitzung eindrücklich deutlich, wie wichtig die Arbeit solcher bürgerschaftlichen Initiativen für die Stadtentwicklung sei – und appellierte an den Gemeinderat, den Zuschuss weiter zu bewilligen: „Man kann nicht einfach nur ansagen, was richtig ist. Man muss die Leute mitnehmen, durch Transparenz, durch Beteiligung, durch Offenheit in Verwaltungsprozessen.“ Weiter sagte Kienzle über den tieferen Wert von Beteiligungsprozessen a la Forum: „Es geht nicht darum, dass alle am Ende jede Entscheidung gut finden. Aber wir brauchen Verfahrensakzeptanz. Nur wenn Menschen verstehen, wie Entscheidungen entstehen, wächst auch Vertrauen in Politik und Verwaltung.“ Damit leiste der Verein einen unschätzbaren Wert für die Stadtgesellschaft – und das seit 25 Jahren. „Diese Initiativen sind die tragenden Säulen unserer Quartiere. Sie schaffen Begegnung, vermitteln Verständnis und tragen dazu bei, dass Stadtgesellschaft funktioniert. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, sagte Veronika Kienzle in einem flammenden Plädoyer und schloss mit einem mahnenden Appell in Richtung Gemeinderat: „Und genau deshalb dürfen wir sie nicht im Stich lassen!“
Was das Forum Hospital aktuell leistet, erklärte Vorstand Eberhard Schwarz. Tatsächlich engagiert sich das Forum auf vielfältige Weise für das Zusammenleben im Viertel und darüber hinaus. Zu den aktuellen Projekten zählen etwa das Baumpatenschaftsprogramm, nachbarschaftliche Begegnungsformate, kulturelle Kooperationen wie mit dem Renitenztheater, sowie Führungen und Bildungsangebote zu sozialen Themen der Stadtgeschichte. Ein besonderer Höhepunkt in diesem Jahr war das Quartiersfest und die Eröffnung des Synagogen-Vorplatzes, an der viele hunderte Menschen teilnahmen. Darunter die Spitze der Landes- und Stadtpolitik, OB Frank Nopper und Landtagspräsidentin Muhterem Aras, sowie die höchsten Vertreter beider Amtskirchen Christian Hermes und Sören Schwesig. Das Fest wurde als starkes Zeichen des interkulturellen und interreligiösen Zusammenhalts wahrgenommen.
„Es war bewegend zu sehen, wie Kinder aus der jüdischen Schule und aus dem Agnesgymnasium miteinander gespielt haben“, sagte Schwarz, „solche Momente zeigen, wie wichtig Orte des Miteinanders sind – gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen.“
Trotz des großen Engagements steht das Forum vor einer ungewissen Zukunft. Der Verein arbeitet weitgehend ehrenamtlich, doch laufende Kosten für Büro, Materialien, Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltung und Veranstaltungsorganisation können ohne die städtische Unterstützung nicht getragen werden. „Wir bringen Fachkompetenz aus vielen Bereichen mit – von Stadtplanung über Sozialarbeit bis hin zu Kulturvermittlung“, berichtete Schwarz: „Aber ohne den städtischen Zuschuss fehlen uns die Mittel, diese Arbeit weiterhin zu leisten.“ Das Forum verstehe sich als Kontakt- und Anlaufstelle im Quartier, als Vermittler zwischen Bürgerschaft, Verwaltung und Politik. Mehr noch: „Wir sind ein praktisches Beispiel dafür, wie bürgerschaftliches Engagement Stadtentwicklung positiv beeinflussen kann.“
Zum Abschluss der Sitzung wiederholte Bezirksvorsteherin Mitte, Veronika Kienzle, ihren eindringlichen Appell an den Stuttgarter Gemeinderat: „Wir reden oft davon, wie wichtig Teilhabe, Nachhaltigkeit und demokratisches Miteinander sind. Doch all das braucht Strukturen, Räume und Menschen, die diese Werte im Alltag leben. Das Forum Hospitalviertel ist genau so eine Struktur – und diese Initiative verdient unsere totale Unterstützung.“
Die Entscheidung über den Zuschuss soll im Rahmen der Haushaltsberatungen zum Doppelhaushalt 2026/27 fallen. Für das Forum Hospitalviertel steht damit viel auf dem Spiel – vielleicht sogar seine Zukunft. Martin Haar


